Kann man heutzutage innerstädtisch an einem Ort flexibel wohnen trotz unterschiedlicher Lebensphasen?
Ja, das Wohn-Chamäleon ermöglicht es.
Das Wohn-Chamäleon am Dach wurde als Dachgeschossausbau (300 m²) auf einem historischen Gründerzeithaus in mehreren Phasen umgesetzt. Im Zentrum des Projektes steht der Leitgedanke, dass sich die räumliche Konfiguration des Hauses auf unterschiedlichste Lebensumstände anpassen muss, und nicht umgekehrt.
GESAMTKOMPOSITION
Das Projekt wurde aufgrund der Rahmenbedingungen ressourcenschonend und nutzungsflexibel umgesetzt. Das Gesamtkonzept wurde als eine Abfolge von Räumen mit mehreren Maßstäben und unterschiedlichen Maßen an Privatsphäre konzipiert. Wir, als die Architekten, sind gleichzeitig Eigentümer und Nutzer. Unser Anliegen war es, ein generationenübergreifendes Heim zu schaffen, das je nach Lebensumständen und Familiengröße mit den Bedürfnissen mitwachsen kann.
SZENARIEN DER LEBENSUMSTÄNDE
Bewusst wurde es als ein Mehrgenerationenprojekt geplant, derzeit werden als Eigenbedarf 90m² der ausgebauten 300m² Wohnfläche genutzt. Der restliche Bereich wird vermietet. Falls jedoch die Familie wachsen sollte, die Eltern pflegebedürftig werden, oder Kinder ausziehen ist genau festgelegt, wie der Wohnraum neu strukturiert werden kann.
TYPOLOGIEN
Es gibt zwei vorherrschende Typologien:
Innenhof
Alle privaten Räume sind reduziert in ihrer Größe gehalten, peripher angelegt und zum zentralen, großzügigen, doppelgeschossigen Wohnraum hin orientiert. Man ist hier ständig im visuellen Austausch.
Pavilloneinbauten
Digital entworfene und produzierte Möbeleinbauten strukturieren die räumliche Organisation. Die Einbauten bestehen aus CNC-gefrästen, geschichteten, 4cm starken Holzrahmen. Die Geometrie ändert sich, um verschiedene Wohnfunktionen zu integrieren, verschiedene Arten der Abgrenzung zwischen geschlossen und offen werden geschaffen.
MATERIALITÄT
Auf einen ehrlichen gestalterischen Umgang mit den Materialien wurde geachtet. Sichtbar belassene Ziegel, Holz, Metall und Mauerwerk und Lehmputz in unterschiedlichen Strukturen wurden eingesetzt. Großzügige Verglasungen sorgen für eine hohe Transparenz, und eine gute Speichermasse im Konstruktionsaufbau ermöglicht eine Phasenverschiebung der Hitze und tritt somit der Überwärmung entgegen. Die Fassade wurde aus den kostengünstigen, Standardgrundfarben der Eternit Palette zusammengestellt, um etwas Besonders zu schaffen – ein Muster mit plastischer Tiefenwirkung.
TECHNOLOGIE, ALT & NEU
Die Wahl der horizontal oder vertikal geschichteten Holzrahmen als Konstruktionselemente setzt die Konstruktion und räumliche Logik des historischen Gebäudes auf zeitgemäße Weise fort. Die Anwendung moderner CNC-Technologien erfolgte nach dem von Gottfried Semper formulierten Konzept: das Gehäuse dient gleichzeitig als Konstruktions- und Ziersystem. Beim Ausbau wurden vorhandene Ressourcen wie alte Ziegel nicht einfach entsorgt, sondern wiederverwendet. Ebenso wurde die alte Holzdecke wieder eingeführt, allerdings als digital gefräste, nach dem Kraftfluss entworfene, neue Konstruktion.
SERVICES
Architektur (Generalplanung)
Kunde
Samina und Andrei Gheorghe
Fotografen
Gheorghe, Nikolaos Kouklakis, Ula Unzeitig (Illustration Chamäleon)